„Von 486 arbeitslosen Jugendlichen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren haben 436, das sind knapp 90 Prozent, keinen Berufsabschluss. Das sind eindeutig zu viele. Mit der Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE) schaffen wir ein Angebot für sie. Wir fördern hier die berufliche Integration von Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf“, berichtet die stellvertretende Betriebsleiterin des Eigenbetriebs für Arbeit, Anke Gaudig.
Melanie Groo und Lukas Albrecht sind auf dem besten Weg ihre Ausbildung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Melanie wird Kauffrau für Büromanagement und Lukas Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement. Die Besonderheit: Die Ausbildung findet nicht an zwei, sondern an drei Lehr- und Lernorten statt. Zum Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule kommt noch ein Bildungsträger hinzu, der die Jugendlichen durchgängig sozialpädagogisch begleitet. In diesem Fall ist es die WORKS gGmbH mit Sitz in Merseburg.
„Am Anfang sind unsere Jugendlichen vielleicht noch nicht die „Durchstarter“. Wir sehen aber auch, dass sie bei einer intensiven individuellen Unterstützung, enorme Fortschritte in ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung machen“, blickt Sozialpädagoge Thomas Neßler voller Stolz auf seine Schützlinge. „Das Gute bei diesem Projekt ist, dass die jungen Leute Zeit haben ihren Lehrbetrieb kennenzulernen und von sich zu überzeugen. Eine weitere Besonderheit: Für jeden Teilnehmer erstellen wir pro Ausbildungsjahr einen Plan. Alle Beteiligten wissen dann, wann der Azubi in der Berufsschule, im Betrieb oder im Stützunterricht ist. Das schafft Planungssicherheit und hat sich bewährt. Die enge Zusammenarbeit der Berufsschule, des Ausbildungsbetriebs und der WORKS kennzeichnet diese Form der Ausbildung und macht sie so wertvoll. „Wir sehen uns als Brückenbauer“, ergänzt er noch.
Melanie hat zuvor viele Bewerbungen als Automobilkauffrau geschrieben, jedoch kaum Rückmeldungen erhalten. Die Zeit wurde immer knapper. Deshalb holte sie sich einen Termin bei ihrem Kundenberater im Eigenbetrieb für Arbeit und sprach dann mit ihrer Mutti dort vor. „Das war die richtige Entscheidung, wie sie heute rückblickend sagt. Hier erhielt ich das Angebot für eine BaE. Am Anfang stand erst einmal die berufliche Orientierung. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so viele weitere Ausbildungsmöglichkeiten im kaufmännischen Bereich gibt. Nun werde ich Kauffrau für Büromanagement. Meinen praktischen Teil absolviere ich in Merseburg bei einem textilen Dienstleister. Ich unterstütze die Kollegen unter anderem bei den Tourenplänen oder bei der Bearbeitung von Kundenanfragen. Das macht mir großen Spaß“, berichtet die junge Frau.
„Mit der Schule hatte ich eigentlich schon abgeschlossen, sagt Lukas. Ich bin mit der 9. Klasse abgegangen. Doch wie sollte es in meinem Leben weiter gehen? Allein sah ich keinen Weg für mich, darum holte ich mir Unterstützung beim Jobcenter. Im Rahmen von Einzelcoachings bekam ich die Chance, mich durch gezielten Stütz- und Förderunterricht auf die Nichtschülerprüfung vorzubereiten. Das war kein Zuckerschlecken. Zeitgleich haben wir an meiner beruflichen Orientierung gearbeitet. Seit Juni 2022 habe ich meinen erweiterten Realschulabschluss in der Tasche“, erzählt der junge Mann sichtlich stolz. „Im Sommer bin ich dann in die BaE eingestiegen. Demnächst schließe ich meine Ausbildung ab und werde von meinem Ausbildungsbetrieb, einem Fachhandel für Spezialstoffe, Isoliertechnik und Trockenbau, übernommen. Bereits jetzt kümmere ich mich um Bestellungen, Auftragserfassungen und den Verkauf. Besonders die Arbeit mit unseren Kunden finde ich super. Deshalb kann ich mir keinen besseren Job vorstellen“, sagt Lukas.
„Beide Jugendliche sind sich einig, dass ohne den Rückhalt, den sie bei der WORKS gGmbH im Rahmen der BaE bekommen, ihre Ausbildung nicht so erfolgreich verlaufen wäre. „Im Stützunterricht besprechen wir, was in der Berufsschule oder im Betrieb passiert ist. Gab es Schwierigkeiten im Unterricht oder in der Praxis, dann arbeiten wir den Stoff nach, festigen das Erlernte oder schauen, was demnächst in der Berufsschule dran ist. Auch bei den Prüfungsvorbereitungen wird unterstützt“, berichten die jungen Leute. „Immer hat jemand ein offenes Ohr für uns, egal wo gerade der Schuh drückt. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe, die uns angeboten wird“, ergänzen sie noch.
Anke Gaudig informiert: „Wer Interesse an der BaE hat, kann sich jetzt an uns wenden. Am besten ist es, einen Termin beim zuständigen Kundenberater, unter der Rufnummer 03461/2440 oder mittels Kontaktformular unter www.efa-sk.de, zu vereinbaren. Mein Tipp: Mit einem Praktikum kann der Start in eine Ausbildung gut vorbereitet werden. Also nicht warten, sondern jetzt schon starten. Interessierte Arbeitgeber können sich gern bei unserem Arbeitgeberservice melden.“
Hintergrund:
Die kooperative Ausbildung wird vom Eigenbetrieb für Arbeit-Jobcenter Saalekreis gefördert. Ziel ist es, jungen Menschen mit Förderbedarf, die Aufnahme, Durchführung bzw. Fortsetzung sowie den erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung zu ermöglichen. Die Vermittlung der fachpraktischen Kenntnisse erfolgt in einem ausbildungsberechtigten Kooperationsbetrieb auf dem ersten Arbeitsmarkt. Berufstheoretische Kenntnisse werden in der Berufsschule erworben, der begleitende Stütz- und Förderunterricht ist auf die individuellen Bedürfnisse des Azubis ausgerichtet und findet beim Bildungsträger statt.